Presse
Gesundheitsversorgung in der Oberzent
Presseinformation 6. Juni 2017
Immer wieder ist in den ländlichen Gebieten das Problem des Ärztemangels ein brennendes Thema. Die klassische Einzelpraxis ist für die meisten jungen Ärzte nicht mehr attraktiv. Die meisten der heute vorwiegend weiblichen Ärzte (ca. 2/3 der neu zugelassenen Fachärzte für Allgemeinmedizin) ziehen größere Praxiseinheiten und Gesundheitszentren mit geregelten Arbeitszeiten und Teamarbeit vor.
Ein Thema, das auch die Kommunen der zukünftigen Großgemeinde Oberzent seit längerem beschäftigt und das jetzt nach erfolgreichem Abschluss der Fusion gemeinsam mit der Gründung eines GesundeitsVersorgungsZentrums angegangen wird.
Entsprechend den Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung ist die zukünftige Großgemeinde Oberzent nur zu 65% hausärztlich versorgt, d.h. es fehlen rein statistisch 2 Hausärzte. Fachärzte fehlten bis vor kurzem komplett. Das Problem wird sich in Zukunft durch den wachsenden Anteil älterer Bewohner mit meist mehreren Erkrankungen und komplexen Behandlungsbedarf noch verstärken. Zur Verbesserung der Situation wurde auf Basis der Kreisstrategie im Oktober 2015 die GesundheitsVersorgungsKooperation Oberzent als eingetragener Verein gegründet. Das Bemerkenswerte am Vorgehen dazu ist, dass Ärzte, Apotheker, Altenheime, Physiotherapeuten, Vereine, soziale Einrichtungen sowie ortsansässige Firmen und Vertreter der Kommunen gemeinsam an der Verbesserung der Gesundheitsversorgung und –Vorsorge arbeiten. Der Verein wird dabei in der Geschäftsstelle von einem professionellen Beratungsinstitut begleitet. Ziel ist es, attraktive Strukturen zu schaffen, die die Ansiedlung von zusätzlichen Ärzten und auch weiterer Gesundheitsanbieter in Oberzent ermöglichen, sowie bestehende Angebote zur Gesundheitsvorsoge weiter auszubauen und bekannt macht.
Erste Erfolge in der Ansiedelung von Fachärzten sind schon zu verzeichnen.
Im November 2015 eröffnete Rainer Hartmann eine chirurgische Praxis mit einem Schwerpunkt Hüft- und Kniearthrose in Beerfelden. Im April 2017 verlegte Hannibal Heid seinen Psychotherapeutensitz nach Beerfelden und eröffnet eine Praxis für Psychotherapie.
Die umfangreichen Bemühungen zur Gewinnung von Hausärzten und weiteren Fachärzten scheiterten jedoch häufig daran, dass keine geeigneten Räumlichkeiten für ein größeres modernes Zentrum zur Verfügung standen. Wichtigstes Ziel ist es deshalb jetzt den fünf Facharztpraxen, sowie den vier sozialen Einrichtungen die sich dafür entschieden haben, Ihre Leistungen in der Oberzent anzubieten, geeignete Räumlichkeiten zu bieten.
Startschuss für das GesundheitsVersorgungsZentrum Oberzent
Nach langer Vorbereitungs- und Planungsphase sowie vielen Gesprächen mit den medizinischen und sozialen Leistungserbringern aus der Region, soll das neue Gesundheitsversorgungszentrum (GVZ) in Beerfelden nun starten. Den Startschuss gaben die Stadt Beerfelden sowie die anderen zukünftigen Oberzentgemeinden Rothenberg, Sensbachtal und Hesseneck mit dem formalen Beschluss einer Anschubfinanzierung. Die Stadtparlamente haben beschlossen, zunächst leerstehende Büroräume in der Mümlingtalstraße ( Gebäude Firma Breimer) zu einem Versorgungszentrum umzufunktionieren und perspektivisch einen Neubau in die Wege zu leiten.
Derzeit finden Gespräche mit dem Bauamt und Innenarchitekten statt, damit der Betrieb möglichst schnell aufgenommen werden kann. Sobald die notwendigen Genehmigungen vorliegen, wird mit den Umbaumaßnahmen begonnen, mit dem Ziel, im zweiten Halbjahr 2017 die ersten Ärzte und Anbieter anzusiedeln. Starten wird das Zentrum mit Sprechstunden einer gynäkologischen, neurologischen, urologischen, orthopädischen Praxis, sowie zweier psychotherapeutischer Praxen. Zusätzlich wird es Beratungsstellen verschiedener sozialer Anbieter und Angebote im Bereich der alternativen Medizin geben.
Das Projekt zum Aufbau eines Gesundheitsversorgungszentrums (GVZ) in der Oberzent wird als Modell einer innovativen, modernen Gesundheitsversorgung im Odenwaldkreis gesehen. Neu an dem Zentrum ist, dass Haus- und Fachärzte, Therapeuten und soziale Dienstleister Hand in Hand arbeiten, um damit gemeinsam eine gute und schnelle wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Vorteile für die Bevölkerung liegen in schneller Terminvergabe bei den Fachärzten, kurzen Wegen und einer guten Abstimmung der Therapiemaßnahmen unter den Ärzten, Therapeuten und ggf. sozialen Einrichtungen. In das Konzept des Zentrums gingen die Ergebnisse des Workshops im Juli letzten Jahres ein, zu dem alle Leistungsanbieter in der Oberzent und Umgebung eingeladen waren. Die Entwicklung wird vom Hessischen Sozialministerium gefördert, die Phase der Konzeptentwicklung wurde von der Robert- Bosch-Stiftung begleitet. Das GVZ Oberzent hat damit auch bundesweit öffentliches Interesse erweckt.
Befragung im Rahmen einer Promotionsarbeit
Begleitet wird das Projekt durch eine medizinische Doktorarbeit des Institutes für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die Doktorandin wird eine Befragung durchführen, damit die Interessen und Erwartungen der Bevölkerung in den Aufbau des GVZ mit einbezogen werden können. In den nächsten Tagen werden Sie an unterschiedlichen Stellen in Beerfelden sowie auf der am Wochenende stattfindenden Wohlfühlmesse in der Alten Turnhalle einen entsprechenden Fragebogen ausfüllen können.
Die GVK Oberzent wird in den kommenden Wochen außerdem ein Online-Informationsangebot für die Bürgerinnen und Bürger der Oberzent freischalten, um damit unter anderem über den weiteren Fortschritt des Zentrums zu informieren. Darüber hinaus ist dies der Startschuss für eine Öffentlichkeitskampagne zur Gewinnung weiterer Leistungsanbieter.
Zusätzlich werden auch hier weitere Artikel zum Thema Gesundheitsversorgung erscheinen, um Sie stets auf dem Laufenden zu halten. Fragen oder Hinweise können zu jederzeit an info@gvk-oberzent.de gesendet werden.